Auf dem Weg

Johannes Bugenhagen und Philipp Melanchthon waren sehr gute Freunde. Gemeinsam mit Martin Luther haben sie schwierige Zeiten gemeinsam durchgestanden. Gemeinsamkeit leben und gestalten ist auch in der heutigen Zeit wichtig. Der Erhalt der Eigenständigkeit der beiden Gemeinden, die die Namen der beiden Weggefährten von Martin Luther tragen ist seit Beginn der Diskussionen um Fusionen von Gemeinden im Stadtkirchenverband immer ein großes Ziel der jeweiligen Kirchenvorstände gewesen und ist es auch noch.

Die Zeiten haben sich geändert, Einzelkämpfertum ist passé. In Zeiten sinkender Mitgliederzahlen müssen Gemeinden neue Wege beschreiten, also auch wir. Wir sind gefordert, alles ganz genau zu betrachten und zu bedenken. Es kann nicht mehr eine Gemeinde alles anbieten können, sondern es sollen Schwerpunkte gebildet werden – Profilbildung ist das Gebot der Stunde.

Was heißt das jetzt konkret? werden Sie fragen. Wieso kommt dieses Thema gerade jetzt, wo wir doch noch nicht einmal mit der Pandemie so ganz „über den Berg“ sind? Es gibt einen konkreten Anlass dieses Thema genau jetzt intensiv zu betrachten: In beiden Gemeinden steht im kommenden Sommer die Neubesetzung der Pfarrstellen an. In Bugenhagen geht Ute Neveling-Wienkamp in den Ruhestand und in Melanchthon endet der Probedienst von Claudia Maier. Beide Stellen werden nicht in dem Umfang wiederbesetzt werden, den sie jetzt haben und die Gemeinden werden im Stadtkirchenverband (ob sie wollen oder nicht) gemeinsam als ein „Planungsraum“ betrachtet. Die Stellenanteile der beiden Gemeinden (Bugenhagen 0,75; Melanchthon 0,25) ergeben aus diesem Blickwinkel eine ganze Stelle – mit Blick auf die Bewerberlage wie sie z. B. Timotheus in Waldheim hatte, könnte das ja attraktiv sein… Die Idee, diese beiden Stellen zu bündeln, ist daher naheliegend und wir wollen die Ausschreibung aktiv mitgestalten und unsere Wüsche und Bedürfnisse einfließen lassen.

Die beiden Kirchenvorstände haben sich daher auf den Weg gemacht Gemeinsamkeiten aufzuspüren, Unterschiede herauszufinden und zu überlegen, was man vielleicht gemeinsam machen möchte/könnte/sollte, was so bleiben soll und kann wie es ist oder was – aufgrund der (teilweise personellen) Rahmenbedingungen – leider nicht mehr so bleiben kann, wie es ist. Keine der Gemeinden hat es dabei nötig, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen.

Wir sind auf dem Weg und stellen uns natürlich auch existenzielle Fragen. Wieviel Tradition muss, wieviel Erneuerung kann sein, um „alte“ Gemeindeglieder nicht zu verlieren? Oder umgekehrt: Wieviel Tradition kann, wieviel Erneuerung muss sein, um „neue“ Menschen für die Kirche, für unsere Gemeinden zu gewinnen?

Wie/wo ist das Ziel dieses Weges? Wir wissen es noch nicht. Wir sind noch auf „Entdeckertour“. Eine Kooperation der beiden Gemeinden eröffnet neue Möglichkeiten, für die Konfirmandenarbeit, für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste, für Gemeindegruppen und gemeinsame Aktivitäten. Wir haben uns zur Unterstützung zwei „Scouts“ von der Gemeindeberatung zu Hilfe geholt, die mit uns gemeinsam diese „Reise“ zu gestalten. Eins ist aber einhellige Meinung in der „Reisegruppe“ – das Ziel ist es Lebensraum von zwei Gemeinden, die Gemeinsamkeiten pflegen werden aber eigenständig sind, zu gestalten! Als erstes Etappenziel steht nun die Ausschreibung für eine gemeinsame Pfarrstelle auf dem Reiseplan…

Katrin Wiedersheim
Sabine Kohl