3. Sonntag in der Passionszeit – Okuli 7.3.2021

Hinführende Worte/Wochenspruch

An manchen Tagen schaue ich zurück. Überlege, ob dieses oder jenes anders verlaufen wäre, wenn … Manchmal mag ich diese Gedanken, aber sie binden mich auch. Ich halte an der Vergangenheit fest, schaue zurück statt nach vorne.

Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes,

Lk 9,62

heißt es im Wochenspruch aus dem Lukasevangelium (9,62). Mit Jesus geht es in die Zukunft. Sie ist wichtiger als das, was war. Mutig und entschlossen können wir sein. Denn er geht voraus.

Gebet zum Tage

Jesus Christus, du bist das Licht der Welt. Du willst auch das Licht in unserem Leben sein. Schenke uns Klarheit, wenn wir nicht weiterwissen. Mach unser Herz hell, dass wir dich und deine Liebe zu uns erkennen. Amen.

EG 414

1 Lass mich, o Herr, in allen Dinge auf deinen Willen sehn und dir mich weihn; gib selbst das Wollen und Vollbringen und lass mein Herz dir ganz geheiligt sein. Nimm meinen Leib und Geist zum Opfer hin; dein, Herr, ist alles, was ich hab und bin.

414,2 Gib meinem Glauben Mut und Stärke und lass ihn in der Liebe tätig sein, dass man an seinen Früchten merke, er sei kein eitler Traum und falscher Schein. Er stärke mich in meiner Pilgerschaft und gebe mir zum Kampf und Siege Kraft.

414,3 Lass mich, solang ich hier soll leben, in gut und bösen Tagen sein vergnügt und deinem Willen mich ergeben, der mir zum Besten alles weislich fügt; gib Furcht und Demut, wann du mich beglückst, Geduld und Trost, wann du mir Trübsal schickst.

414,4 Ach, hilf mir beten, wachen, ringen, so will ich dir, wenn ich den Lauf vollbracht, stets Dank und Ruhm und Ehre bringen, dir, der du alles hast so wohl gemacht. Dann werd ich heilig, rein und dir geweiht, dein Lob verkündigen in Ewigkeit.

Predigt

Liebe Gemeinde,

Kennzeichen für christliches Leben – da würden viele antworten: Leben und Liebe, das muss auf jeden Fall vorkommen. Die müssen im Alltag einer christlichen Gemeinde auf jeden Fall eine deutliche Rolle spielen. So sagt es auch der Schreiber des Epheserbriefes, bei ihm klingt das so:

5,1 So folgt nun Gottes Beispiel als seine geliebten Kinder 2 und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. 3 Von Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht einmal die Rede sein. 8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. lebt als Kinder des Lichts; 9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Eph 5,1-2.8-9

Im Epheserbrief wird ein geradezu sehnsüchtiges Bild von christlicher Gemeinde entwickelt. Und so soll es nicht irgendwann mal zugehen, sondern das soll im Hier und Jetzt praktiziert werden.

Der Verfasser des Epheserbriefes hat sehr konkrete Vorstellungen, was geht und was nicht. Im 5. Kapitel werden eine Menge abträgliche Verhaltensweisen aufgelistet, passt nicht so expliziert in eine Sonntagspredigt, dann bleiben alle Gedanken bei Phantasien darüber hängen….

Der Verfasser setzt auf „Danksagung“ als der zentralen christlichen Tugend wenn es um gelingendes, erfülltes Leben geht.

Denn der Verfasser weiß um die Menschen, auch wenn er sie vielleicht gar nicht persönlich gekannt hat. Aber er weiß, dass es im Leben bedrückende Konflikte geben kann, dass Menschen darunter leiden und dabei auch einsam werden können. Unter Schattenseiten des Lebens können wir alle uns etliche Beispiele vorstellen, bei uns selber und in unserem Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis, gerade in diesen komplizierten Corona-Zeiten.

Und gegen solche Trübnis, ja auch Resignation stellt der Epheserbriefschreiber die leuchtende Verheißung: Gemeinschaft und Einheit aller Menschen, die sich zu einer christlichen Gemeinde zusammengeschlossen haben, hier und jetzt.

In diesem Jahr denken wir an den 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven. Und fast jedem wird ganz schnell der von Beethoven vertonte Text von Friedrich Schiller in den Sinn kommen: „Freude, schöner Gottesfunken“. Viele Dissonanzen eröffnen die Sequenz und dann bricht sich der weltweit bekannter Chorgesang Bahn, der „Tochter aus Elysium“. Musik erst voller Zweifel, Zerrissenheit und dann ist das Ziel erreicht: Erlösung und Erleuchtung (Alle Menschen werden Brüder – sicher sind wir Schwestern auch gemeint 😊)

Beethovens Leben ist geprägt von quälenden Krankheiten, fast völlige Ertaubung, kaum noch geselliges Leben möglich, aus der Musik zieht Beethoven immer wieder Lebenskraft. Glauben spielt für ihn eine wichtige Rolle, wenn auch nicht gekoppelt mit einer Kirchlichkeit. Beethoven war katholisch getauft, hat sich viel mit orientalischen Religionen beschäftigt, dann auch mit evangelischer Erbauungsliteratur und protestantischer Kirchenlehre. Das hat ihm viel Trost und Zuspruch geschenkt.

Der Passionssonntag Okuli gilt als „Sonntag der Nachfolge“. Und Nachfolge ist kein Hinterherrennen, sondern dazu gehört sich selbstbewusst sein über die eigene Existenz. Wandelt als Kinder des Lichtes, (Eph 5,8)

Es ist überliefert, dass Beethoven in seiner Wohnung, als Bild gerahmt, den Satz hängen hatte: „Ich bin, was da ist.“ Ein persönliches Glaubensbekenntnis, verbunden mit dem Wissen in aller Demut, dass er eingebunden ist in einen weiten Kosmos: „Seid umschlungen Millionen! Diesen Kuss der ganzen Welt! Brüder, überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen“

Und so berührt, gerade die Melodie Beethovens noch heute Menschen auf der ganzen Welt.

Die dunklen Seiten des Lebens bleiben zurück, Ablenkungen, Abhängigkeiten verlieren ihren Reiz. Wir stehen im Licht Gottes und dürfen als Kinder dieses Lichtes leben. Zünden Sie sich eine Kerze an und denken Sie daran:

„nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Wandelt als Kinder des Lichts.“ Amen.

EG 390

1 Erneure mich, o ewigs Licht, und lass von deinem Angesicht mein Herz und Seel mit deinem Schein durchleuchtet und erfüllet sein.
390,2 Schaff in mir, Herr, den neuen Geist, der dir mit Lust Gehorsam leist’ und nichts sonst, als was du willst, will; ach Herr, mit ihm mein Herz erfüll.
390,3 Auf dich lass meine Sinne gehn, lass sie nach dem, was droben, stehn, bis ich dich schau, o ewigs Licht, von Angesicht zu Angesicht.

Fürbittengebet

Herr, unser Gott, voller Vertrauen kommen wir zu dir und bitten dich:

Sei bei denen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll, die in der Dunkelheit gefangen sind und sich nach Licht am Ende des Tunnels sehnen:
Mach du ihre Dunkelheit hell.
Wir bitten dich für die, die Kummer und Sorgen haben.
Hilf ihnen, die Last zu tragen. Trockne ihre Tränen:
Lass sie spüren, dass sie nicht allein sind.
Wir bitten dich für uns:
Öffne unsere Augen und unsere Herzen für die Menschen um uns herum.
Lass uns ihre Not erkennen und gerne bereit sein zu helfen.
Lass uns in deinem Namen zu Lichtbringern werden.
Guter Gott,
in der Stille bringen wir unsere eigenen Sorgen und unseren Kummer vor dich:
[…].
Lass uns darauf vertrauen, dass du es in allem gut mit uns meinst.
Mit den Worten deines Sohnes rufen wir zu dir:

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen.

Ihre Pastorin Ute Neveling-Wienkamp