Letzter Sonntag nach Epiphanias – 31.1.2021

Tagesgebet: Du, Gott, willst, dass es hell und klar wird in unserem Leben. Du leuchtest unsere Wege aus, damit wir sicher gehen können. Lass uns nicht ins Leere und Dunkle laufen. Erleuchte unseren Weg mit Dir. Gib Klarheit über die richtigen Wege durch den Heiligen Geist. Du gehst mit Jesus Christus unsere Wege durch die Zeit in Deine Ewigkeit. Amen.

Predigt: Mehr als sechs Millionen Juden wurden von Deutschen und ihren Helfern während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes ermordet: in “Todesfabriken” weit im Osten, in Lagern in Deutschland und von “Einsatzgruppen” hinter der Front.

Die Täter standen ihren Opfern nicht immer von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Ein gewaltiger bürokratischer Apparat half ihnen, die systematische Vernichtung zu organisieren. Für diesen in der Geschichte der Menschheit beispiellosen Vorgang steht heute ein Begriff: Holocaust. Jedes Jahr am 27. Januar erinnert in Deutschland ein Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus.

Borussia Dortmund, Daimler, Deutsche Bahn, Deutsche Bank und Volkswagen veröffentlichen mit dem Freundeskreis Yad Vashem auf einer virtueller Gedenkfeier am 26.1.2021 eine gemeinsame Erklärung gegen Antisemitismus und Rassismus. Sie stellen sich damit ihrer historischen Verantwortung und setzen in einer digitalen Gedenkfeier ein starkes Zeichen für Freiheit, Demokratie, Vielfalt und ein friedliches Miteinander.

Die gemeinsame Erklärung gegen Antisemitismus und Rassismus basiert auf der Arbeitsdefinition der IHRA (International Holocaust Remembrance Alliance). Alle Beteiligten eint die Hoffnung, dass während der deutschen Präsidentschaft der IHRA bis Ende März 2021 auch andere Firmen und Organisationen diesem Schritt folgen werden. Dort heißt es:

Gemeinsam setzen wir uns gegen Antisemitismus und Rassismus ein:

1. Wir engagieren uns gegen Antisemitismus und gegen das Vergessen. Deshalb fördern wir die Erinnerungskultur an das im Nationalsozialismus von Deutschen begangene Menschheitsverbrechen gegen Juden und andere verfolgte Gruppen. Daher haben wir die gemeinsame Arbeitsdefinition der IHRA zum Antisemitismus verabschiedet.

2. Wir erheben unsere Stimme gegen Antisemitismus und Rassismus. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden auf allen Unternehmensebenen dazu angehalten, sich entschieden für Toleranz und Offenheit einzusetzen und damit rechtsradikalem und menschenfeindlichem Gedankengut den Nährboden zu entziehen.

3. Wir sind Motoren der Integration. Das beginnt bei der diskriminierungsfreien Besetzung von Stellen und beinhaltet Angebote zur Integration ausländischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In unserer Ausbildung vermitteln wir Respekt untereinander und den Mehrwert von Diversität. Durch unser breites Engagement fördern wir die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands.

4. Wir beteiligen uns aktiv an der Mitgestaltung einer chancengerechten Gesellschaft und stärken mit zahlreichen Projekten den gesellschaftlichen Zusammenhalt, um Antisemiten und Rassisten keinen Raum zu bieten.

Zusammengefunden haben sich die fünf Unternehmen durch eine Spendeninitiative für die internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im April 2019. Mit großer Sorge blicken sie auf die Zunahme von Antisemitismus und Rassismus. Die Morde in Hanau, der Anschlag auf die Synagoge in Halle oder die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sind nur einige Beispiele dieser fatalen Entwicklung.

Als Verfechter einer offenen Gesellschaft äußern sich die Unternehmen klar. Denn eine demokratische Grundordnung und die ihr immanenten Werte gehören zu den fundamentalen Prinzipien unserer Gesellschaft, in der die Menschen in Frieden und Freiheit leben. Zum Wertekanon einer aufgeklärten Gesellschaft zählen Toleranz und Respekt der Menschenwürde.

Am 27. Januar vor 76 Jahren ist das Konzentrationslager Auschwitz befreit worden. Ein Ort, an dem weit mehr als eine Million Männer, Frauen und Kinder unter dem NS-Regime ermordet worden sind. “Der Holocaust verfolgte die Auslöschung jüdisches Leben in Deutschland und Europa. Viele Angehörige anderer Gruppen sind ebenfalls gedemütigt, gefoltert und systematisch ermordet worden. Auf immer werden die Verbrechen in Auschwitz, Bergen Belsen und vielen anderen Schreckensorten mit unserer Geschichte und unserem Leben verbunden sein”, sagte Ministerpräsident von Niedersachsen Stephan Weil im Vorfeld der Gedenk-Veranstaltung. Auch im Hier und Jetzt gehe eine große Gefahr vom Antisemitismus aus – vor allen Dingen im Angesicht der Corona-Pandemie vertreten Verschwörungstheoretiker antisemitische Positionen. “Wir müssen wachsam sein. Im Alltag werden auch in Niedersachsen Menschen jüdischen Glaubens immer wieder beleidigt, bedroht und angegriffen. Jede und jeder ist gefordert sich jeglicher Form von Antisemitismus entgegenzustellen”, so der Ministerpräsident von Niedersachsen.

Im Predigttext für den 31.1., den letzten Sonntag nach Epiphanias aus dem 2. Brief des Petrus, Kap.1, Verse 16-19, wird an Jesus, das Licht der Welt erinnert, an die Erzählung von der Erscheinung auf dem Berg der Verklärung, wo die Jünger eine Stimme hören: dies ist mein lieber Sohn. Oder wie es im 1. Petrusbrief heißt: Licht, das an einem dunklen Ort scheint, der Morgenstern soll in unseren Herzen aufgehen.

Mit diesem Sonntag endet wirklich die Weihnachtszeit. In unseren Häusern und Wohnungen haben wir sicher die Weihnachtsdeko verstaut. Wir freuen uns, dass die Tage schon etwas heller werden und genießen das Licht, besonders die Sonne über leichten Schnee auf den Wiesen.

Das Weihnachtslicht soll uns in diesem Jahr begleiten, wir haben es sehr nötig. Denn die Corona-Krise wird uns wohl noch eine Weile begleiten. Umso mehr erinnern wir uns an die Botschaft von Weihnachten. Christus, das Licht für uns. Er begleitet uns durch unser Leben.

Das ist sein Angebot für uns. So dürfen wir durch dieses Jahr 2021 gehen. Innerlich und äußerlich. Beim Anblick der Osterkerze, bei einem Licht auf dem Grab, erinnern wir uns an Gottes Zusage: Ich bin bei Euch. Löschen wir auch den kleinsten Funken Hoffnung nicht.

Heinrich Albertz, der ehemalige Pfarrer und Regierende Bürgermeister von Berlin schreibt in seinen Erinnerungen über seine Internierungszeit als Soldat bei der Wehrmacht am Ende des II. Weltkrieges. Er war mit anderen Gefangenen in den Kellerräumen einer alten Festung eingesperrt. Die Gefangenen hockten, standen, lagen zu hunderten dicht beieinander. Die Kellerräume waren viel zu klein für die vielen Gefangenen. Das Schlimmste aber war: Es war absolut dunkel. Man sah nichts. Nur ein winziger Streifen oberhalb der Tür zeigte an, ob es draußen Tag oder Nacht war. Das war eine wohl überlegte Foltermethode. Nach 8 oder 10 oder 14 Tagen in der Dunkelheit der Kellerräume meinten die gefangenen Soldaten, dass ihre Zellen oberhalb der Keller wie Räume eines Sanatoriums seien. Im Unterschied zu den dunklen Kellerräumen gab es dort in den Zellen Licht. So viel Licht. Endlich Licht. Gefangene unter anderen Diktaturen, in anderen Strafanstalten und in anderer Zeit mussten erleiden, dass Tag und Nacht die Glühlampen brannten. Dauerbeleuchtung als Foltermethode. Zuviel Licht verhindert das Schlafen. Wer nicht schlafen kann, weil immerzu die Lampen brennen, wird alles gestehen und unterschreiben, was die Männer der Wachmannschaften und der Geheimdienste verlangen.

Die Methoden können verschieden sein. Die Ziele sind die gleichen: Den letzten Funken von Würde und Überlegung austreten. Wer Menschen zu Unterlegenen machen und ihnen die Würde nehmen will, leuchtet sie unentwegt aus oder sperrt sie in die Dunkelheit. Immer stockdunkel oder immer taghell, hält niemand aus. Die Extreme machen Menschen kaputt. Ohne das Dunkel der Nacht finden wir keine Ruhe. Ohne das Licht des Tages finden wir keine Kraft, fehlt der Antrieb, ist jede Bewegung wie gelähmt.

Wir brauchen nur ein wenig Licht im Dunkeln. Und es braucht auch den gewohnten Wechsel vom Licht des Tages zur Dunkelheit der Nacht. Der Wechsel von Tag und Nacht, den die Schöpfungsgeschichte am Anfang der Bibel als gut kennzeichnet Das hilft, das Licht der Hoffnung deutlicher wahrzunehmen.

Der Weihnachtsbaum ist abgeschmückt. Aber das Licht des Schöpfers, des Versöhners und des Erlösers ist in der Welt. Und es leuchte in unseren Herzen und in unseren Gesichtern übers Jahr. Amen.

Ihre Pastorin Ute Neveling-Wienkamp

EG 70,1+4

1) Wie schön leuchtet der Morgenstern, voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn
uns herrlich aufgegangen.
Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm,
mein König und mein Bräutigam,
du hältst mein Herz gefangen.
Lieblich, freundlich, schön und prächtig, groß und mächtig, reich an Gaben, hoch und wunderbar erhaben.

4) Von Gott kommt mir ein Freudenschein,
wenn du mich mit den Augen dein
gar freundlich tust anblicken.
Herr Jesu, du mein trautes Gut,
dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut mich innerlich erquicken.
Nimm mich freundlich in die Arme
und erbarme dich in Gnaden.
Auf dein Wort komm ich geladen.