Gottesdienst am 17.1.2021 (Prädikant Erol Brumshagen)

Alttest. Lesung: 2. Mose 33,18-23:

Und Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen!

Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen den Namen des Herrn vor dir: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.

Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.
Und der Herr sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen.

Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin.

Dann will ich meine Hand von dir tun, und du darfst hinter mir her sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.

EG 165 Gott ist gegenwärtig

1) Gott ist gegenwärtig.
Lasset uns anbeten
und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitte.
Alles in uns schweige
und sich innigst vor ihm beuge.
Wer ihn kennt, wer ihn nennt,
schlag die Augen nieder;
kommt, ergebt euch wieder.

2) Gott ist gegenwärtig,
dem die Cherubinen
Tag und Nacht gebücket dienen.
Heilig, heilig, heilig!
singen ihm zur Ehre
aller Engel hohe Chöre.
Herr, vernimm unsre Stimm,
da auch wir Geringen
unsre Opfer bringen.

4) Majestätisch Wesen,
möcht ich recht dich preisen
und im Geist dir Dienst erweisen.
Möcht ich wie die Engel
immer vor dir stehen
und dich gegenwärtig sehen.
Lass mich dir für und für
trachten zu gefallen,
liebster Gott, in allem.

Predigt

Liebe Gemeinde,

das Evangelium des heutigen Sonntags ist auch der Predigttext – Jo 2,1-11:

Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.

Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.

Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.
Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.
Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maß.

Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.
Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm.

Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –,
ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Die Geschichte

Eine wunderschöne Geschichte – stellen wir uns das einmal plastisch vor:

Eine Hochzeitsfeier, ein rauschendes Fest. Hochzeiten sind schon bei uns größere Familienfeiern, auch in der Stadt. Dies hier muss noch ganz andere Größenordnungen gehabt haben – Jesus war mal  eben mit seinen Jüngern auch eingeladen. Offenbar kam es auf 10 Personen mehr oder weniger nicht an. Das müssen richtig viele Leute gewesen sein.

Dann die Peinlichkeit: der Wein ist alle. Ein Alptraum, wie blamabel. Eine Katastrophe für den Gastgeber.

Dann die Rettung: Jesus verwandelt Wasser in Wein – überspringen wir einmal den kurzen Wortwechsel zwischen Mutter und Sohn. Sechs Wasserkrüge – das hört sich so harmlos an. Wir reden hier aber von so fünf-, sechshundert Litern. Wie gesagt, es war wohl keine Familienfeier mit 50 Gästen….

Dann der verblüffte Kellermeister, der sinngemäß zum Bräutigam sagt: Was soll das? Die Leute sind schon betrunken, und jetzt kommt der gute Wein?

Zum Schluss die Pointe: Die Herrlichkeit Jesu, die Herrlichkeit Gottes zeigt sich darin, dass Jesus die Getränkeversorgung der Hochzeitsfeier sicherstellt, die Stimmung rettet und die Brautleute vor der Blamage bewahrt. Das ganze zum Überfluss zu einem Zeitpunkt, wo eh‘ schon alle angeheitert waren.

Eine wunderschöne Geschichte, die so wunderbar schlecht zu dem Bild eines durchgeistigten Heiland passt. 
Eine Geschichte, die ahnen lässt, was die Pharisäer mit dem „Fresser und Weinsäufer“ meinten.
Eine Geschichte, die einen Kontrapunkt bietet zu den Ermahnungen, zu den ernsten Worten über Gut und Böse, zu falschem und richtigem Verhalten.

Die Herrschaft Gottes als Fest

Die Evangelien benutzen öfter das Fest – sei es eine Hochzeit, sei es ein Abendmahl, eine Abendgesellschaft – als Bild für das Reich Gottes.

Reich Gottes – das ist sicher Reich, kein Gebiet, dass durch geographisch definierte Grenzen umschrieben war. Das gab es zur Zeit Jesu eh‘ noch nicht – der Territorialstaat wird erst viel später „erfunden“. Das Reich eines Herrschers, das war das Gebiet, in dem er seinen Willen durchsetzen, seine Herrschaft ausüben konnte. Das war der entscheidende Punkt, nicht ein durch Grenzen definiertes Gebiet.

Herrschaft Gottes – da denke ich zunächst an Gebote, an richtig und falsch, an einen gottwohlgefälligen Lebensstil. Dieser Gedanke liegt ja auch nicht fern. Herrschaft Gottes – das hat doch etwas mit Ethik zu tun oder nicht?

Die Herrschaft Gottes als Fest, als Feier zu denken ist zunächst befremdlich. Natürlich gibt es Feste, die an christlichen Feiertagen hängen: Weihnachten, Ostern. Aber – um unsern Predigttext aufzugreifen – Herrschaft Gottes als große Fete, als ausgelassenes, sinnenfreudiges Fest? Das mag befremdlich sein, ist aber als Ergänzung, als Kontrapunkt sinnvoll. Denn das Feiern, das Ausgelassensein gehört zum Menschsein dazu. Und das Reich Gottes meint den ganzen Menschen.

Das Leben zwischen Fest und Alltag

Aber was machen wir damit? Was macht das mit uns in unserm ganz normalen Leben? Noch dazu in diesen durch Corona-Einschränkungen geprägten Zeiten? Es tut mir leid – Ausgelassenheit kommt bei mir bei den aktuellen Kontaktbeschränkungen nicht auf. Ist ja auch schwierig, mit Maske und 1,5 m Abstand…

Lassen Sie uns das einmal beiseite legen. Wie wäre es mit diesem Ansatz: Leben spielt sich ab im Wechsel und in der Spannung zwischen Fest und Alltag.

Da ist auf der einen Seite der Alltag: geprägt durch (notwendige) Routine, mit Erfolgen und Misserfolgen (wie war das noch: Im Schweiße Deines Angesichts…), gefüllt mit notwendiger Arbeit, um den Lebensunterhalt zu verdienen.

Dann ist da auf der anderen Seite das Fest, die Unterbrechung des Alltags, der besondere Moment, die Momente um zu genießen, sich zu freuen, ausgelassen zu sein. Im kleinen kann das der Feierabend sein oder das Wochenende. Dann sind sicher Geburts- und Hochzeitstage, Jubiläen, aber auch Weihnachten und Ostern solche Unterbrechungen des Alltags. Diese Unterbrechungen können (und müssen) wir gestalten, so dass es für uns ein Fest wird. Ein ganz kleines, banales Beispiel: Mein Vater war Glaser, arbeitete im Blaumann. Am Wochenende trug er immer Hemd und Krawatte – als Zeichen der arbeitsfreien Zeit. Als Rentner dann übrigens auch. Über die Kleidung drückte er aus: jetzt ist KEIN Alltag. Mich hätte niemand am Wochenende zu Hemd und Krawatte bewegen können – das war für mich lange Arbeitskleidung.

Ich möchte anregen, dass auch und grade in diesen tristen Corona-Zeiten auszuprobieren: auf der einen Seite den Alltag leben und auf der anderen Seite das Fest, die Unterbrechung gestalten. Warum geben wir unserm Leben nicht auch so eine gottwohlgefällige Gestalt, in der wir immer wieder feiern … und vielleicht etwas von Gottes Herrlichkeit entdecken.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, Bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Fürbitte

„In dir ist Freude in allem Leide“ –
darauf vertrauen wir.
Dein Wort sagt es uns zu.
Und wir entdecken Spuren deiner Güte.

Für die Menschen danken wir,
die unser Leben hell machen:
Freunde, die uns verstehen
und Vertraute, die uns begleiten.
Für sie und uns bitten wir,
daß Gott uns füreinander erhält
und unsere Freude bewahrt.

Über Menschen freuen wir uns,
die ein Hoffnungsschimmer sind für andere
durch ihr Lachen, durch ihr Reden,
auch durch ihr stilles Mittragen
oder ihren mutigen Einsatz.

Für die Menschen bitten wir,
die aufeinander angewiesen sind
als Frau und Mann in der Ehe,
als Kinder, Eltern und Großeltern,
als Nachbarn nebenan oder als Kollegen im Beruf,
als Gesunde und Kranke, trostlos oder voll Hoffnung:
daß die Freude nicht versiegt
auf ihrem Weg miteinander.

Du bist unsere Freude, auch noch an schweren Tagen.
Du gehst mit uns und bist unsere Hoffnung.
„Durch dich wir haben himmlische Gaben,
du der wahre Heiland bist“.

Amen.

EG 171 Bewahre uns Gott

1) Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns auf unsern Wegen. Sei Quelle und Brot in Wüstennot, sei um uns mit deinem Segen,   3) Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns vor allem Bösen. Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft, sei in uns, uns zu erlösen,  
2) Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns in allem Leiden. Voll Wärme und Licht im Angesicht, sei nahe in schweren Zeiten,4) Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott, sei mit uns durch deinen Segen. Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt, sei um uns auf unsern Wegen.