Die Verwendung eines Adventskranzes in den Kirchen ist noch relativ jung. Johann Heinrich Wichern, der 1833 in Hamburg mit dem „Rauhen Haus“ sein Sozialarbeitsprojekt für heimatlose Kinder (zunächst Jungen, dann auch Mädchen) begonnen hatte, befestigte 1839 erstmals auf einem Holzrad 4 große weiße und 19 kleine rote Kerzen (in diesem Jahr umfasste die Adventszeit 23 Tage). Die roten Kerzen stehen dabei für die Wochentage, die weißen Kerzen für die Sonntage. Erst um 1860 wurde das Rad dann auch noch mit Tannengrün umwickelt. Da ein Adventskranz mit allen Kerzen für den normalen Gebrauch viel zu groß ist, hat man sich im Zuge seiner Verbreitung auf die vier Kerzen der Adventssonntage beschränkt, wobei diese dann auch rot sein können. Im Rauhen Haus jedoch besteht der Adventskranz auch heute noch aus den roten Tages- und weißen Sonntagskerzen.
War die Idee Wicherns zunächst noch ganz profan, nämlich den Kindern in den Tagen bis Weihnachten eine Art „Adventkalender“ zu bieten, wurde den unterschiedlichen Elementen des Kranzes bald auch theologische Bedeutung zugeschrieben.
Der Kranz, ein Kreis ohne Anfang und Ende, steht für Ewigkeit und Unendlichkeit – für die Auferstehung. Dies wird noch unterstrichen durch die immergrünen Tannenzweige, Zeichen der Hoffnung auf neues – ewiges- Leben.
Das Licht der Kerzen, das von Tag zu Tag bzw. von Sonntag zu Sonntag zunimmt, steht für die Erwartung der Ankunft Christi, des Lichtes der Welt (Joh.8,12) das zum Leben führt.
Ursprünglich nur in evangelischen Kirchen vertreten, soll 1925 ein Adventskranz erstmals auch in Köln in einer katholischen Kirche gehangen haben und hat inzwischen auch hier seine Verbreitung gefunden.
Michael Geis