Sakrale Kunst in Bugenhagen, Teil 6 – Südfenster und Turm

Die Artikel dieser Reihe behandelten bisher Gegenstände der Inneneinrichtung unserer Kirche; jetzt geht es um Teile des Gebäudes selbst – die Wand mit den bunten Glasbausteinen und der Turm.

Unser Kirchengebäude selbst wurde zwar erst vor knapp 60 Jahren errichtet, spielt in seiner Gestaltung jedoch auf verschiedene Stilepochen an. So zeigt die der Gemeinde zugewandte Seite Merkmale der Romanik. Sie wirkt eher schlicht und massiv und läßt ein dunkles Innere vermuten. Auch die abgehängte, flache Decke im Innern könnte eine Anspielung an die Kassettendecken der frühen Romanik sein.

Ganz anders dagegen die von außen aufgrund des schmalen Durchganges zur Saarstraße nur schwer zu erkennende Südseite. Hier ist das Mauerwerk durch zahlreiche bunte Glasbausteine, das Baumaterial der 60er Jahre, durchbrochen. Wenn man an einem sonnigen Tag im Kirchenraum sitzt und das bunte Licht durch diese Steine fällt, bekommt man einen Eindruck der Wirkung, die in den Kirchen der Gotik entstand, deren Höhepunkt die Sainte Chapelle in Paris ist (ein sonniger Tag in dieser ist allerdings unvergleichlich). Die gotischen Buntglasfenster wirkten allerdings nicht nur durch ihre Farbigkeit, sondern sollten auch durch ihr Bildprogramm den Gläubigen Szenen der Bibel oder aus Heiligenlegenden nahebringen. Dies geschieht allerdings auch in Bugenhagen an dieser Wand, wenn unsere Horties oder die Konfirmanden auf die unteren Steinen Bilder zu biblischen Geschichten oder ihren Konfirmationssprüchen malen.

Die Freitreppe im Kirchturm

Der Turm unserer Kirche steht nur lose verbunden an der Kirche, der Glockenstuhl ist über die abgebildete Freitreppe vom Kirchendach aus zu erreichen. Nachdem die frühen christlichen Kirchen noch keine Türme hatten, entstanden im 6. Jahrhundert in Italien erstmals freistehende Glockentürme (Campanile). In der Folge wurden ein oder mehrere Türme im Kirchengebäude integriert, wie es sich u.a. bei Notre Dame de Paris, dem Kölner Dom oder auch der Marktkirche in Hannover zeigt. Kirchtürme wurden durch ihre Höhe auch zum Symbol städtischen Reichtums. In der Architektur des 20. Jahrhunderts griff man dann wieder auf die Anfänge zurück, die Türme wurden wieder unabhängiger vom eigentlichen Kirchenbau – so auch in Bugenhagen.

Michael Geis