Gebete und Predigtgedanken für den 1. Sonntag der Passionszeit („Invokavit“)

21. Februar 2021, Johannesevangelium 13,21-30

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre

1. Joh.3,8

Als Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch schlage ich vor: „Wir danken dir, Herr Jesu Christ,, dass du für uns gestorben bist“ (79 zum Eingang) und als zweites Lied in dieser Passionszeit: „O Welt, ich muss dich lassen“ (521 zum Ausklang). Beten wir:

Herr, ewiger und allmächtiger Gott,
der du alles weißt und alles kannst.
Wir Menschen wollen sein wie du,
aber wir schaffen es nicht.
Mit unserem Wissen sind wir dabei,
deine Schöpfung zu zerstören.
Trotz unseres Wissens fehlt überall die Kraft,
die Zerstörung des Lebens aufzuhalten: mehr denn je.
Deshalb bitten wir dich von ganzem Herzen,
schicke uns die Wahrheit deines Wortes
und die Klarheit deines Geistes,
dass wir allein dir vertrauen
und uns in unserem Leben allein von dir leiten lassen.
Durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn,
der mit dir und dem Heiligen Geist
lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Der Wochenspruch für diese Woche, liebe Gemeinde, ordnet das Kommen Jesu Christi in unsere Welt ein: Widergöttliches soll zerstört werden. Auch wenn im Einzelfall – z. B. bei einer ethischen Entscheidung – es vielleicht erst einer längeren Suchbewegung bedarf: oft ist uns schon klar, was gut und richtig und was schlecht ist und auch andere in Mitleidenschaft zieht. Zu Letzterem gehören: Hass, übermäßiger Konsum, Verblendung durch Unwissenheit, ein Egoismus, der sich vom Zusammenleben mit anderen entfremdet hat.

Auf noch einen weiteren Punkt geht der Predigttext ein, weshalb man man im Leben immer auch beides benötigt: ein grenzenloses Vertrauen in Gott und eine angemessene Portion Misstrauen anderen gegenüber.

Als Jesus so etwas gesagt hatte, wurde er betrübt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ward ihnen bange, von welchem er redete. Es war aber einer unter seinen Jüngern, welchen Jesus lieb hatte, der lag bei Tische an der Brust Jesu. Dem winkte Simon Petrus und sprach zu ihm: Sag, wer ist´s, von dem er redet? Der lehnte sich an die Brust Jesu und sprach zu ihm: Herr, wer ist´s? Jesus antwortete: Der ist´s, für den ich den Bissen eintauche und gebe. Und er tauchte den Bissen ein, nahm ihn und gab ihn dem Judas, der Sohn des Judas Ischarioth. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald! […]

Johannesevangelium 13, 21-27

Die Geschichte eines Verräters ist eine unheimliche Geschichte! Ist es Hellsichtigkeit von Jesus? Ist es Misstrauen gegenüber der Schar seiner nächsten Anhänger? Ist es das Wissen um die Bestechlichkeit von Menschen und Verführbarkeit durch Geld (der Jünger Judas wird 30 Silberlinge für seinen Verrat bekommen) – dass Jesus den bevorstehenden Verrat bereits geahnt hat und darüber spricht …?

Etwas Machtvolles hat, so wird es beschrieben, Besitz von Judas ergriffen: die Gestalt des Satan ist ein Sinnbild dafür.

Zum Lebensweg Jesu Christi gehört, dass er verraten worden ist. Was uns für unsere eigenen Lebenswege nachdenklich stimmen müsste: Wir sind – unterschiedlich stark – verletzt worden, sind enttäuscht von anderen gewesen, oder haben sogar etwas als Verrat empfunden. Unser Vertrauen in bestimmte, wichtige Personen ist nachhaltig erschüttert worden. – Vielleicht haben wir aber auch selbst andere verletzt, sie enttäuscht, oder ihr Vertrauen missbraucht! Ich vermute, jede und jeder hat schon einmal, ach mehrmals, etwas gesagt oder getan, was ihr, was ihm hinterher bitter leid tat.

Wir sind fehlbare und verführbare Menschen: das scheint sozusagen zu unserer „DNA“ dazu zu gehören. Und gleichzeitig sind und bleiben wir verantwortlich für unser Reden und Handeln.

Zum Vaterunser gehören zwei bestimmte Bitten: „… und führe uns nicht in Versuchung“: einmal bitten wir darum, nicht in Situationen zu geraten, denen wir nicht gewachsen sein könnten. Rückblickend müssten wir wohl sagen, dass wir da und dort einfach auch überfordert gewesen sind – und das enttäuschende Konsequenzen für andere hatte … Und dann bitten wir: „vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Diese bedrückende Fortsetzung des Aneinander-schuldig-Werdens – diese Erwiderung von etwas, das das Leben anderer und das eigene schädigt – soll durchbrochen werden: durch Vergebung, durch Entschuldigung, durchs: Verzeih mir, bitte. Auch das ist möglich durch Gottes Barmherzigkeit.

Amen.

Herr,ewiger und allmächtiger Gott.
Wir danken dir für das Licht und die Kraft deines Wortes.
Wir danken dir,
dass wir auf deiner Erde leben dürfen.
Wir danken dir,
dass wir dir vertrauen dürfen.
Wir danken dir,
dass wir in aller Angst und Verzweiflung
auf dich und dein Reich hoffen dürfen.
Weil du ein gnädiger und ein mächtiger Gott bist,
bitten wir demütig um dein Erbarmen:
für deine bedrohte Erde,
für Luft und Wasser und Boden und Wälder,
für Tiere und Pflanzen,
für uns Menschen und das,
was wir in unserem Wahnsinn tun;
wir bitten dich für Hungernde und Unterdrückte,
für Einwanderer und Asylsuchende,
für Arbeitslose und Arme,
für Kranke und Sterbende,
für Verzweifelte und Verwirrte,
dass Not ein Ende findet,
dass Leben gerettet wird,
dass Sterben erträglich bleibt.
Weil du ein gnädiger und ein mächtiger Gott bist,
bitten wir demütig um dein Erbarmen:
dass die Macht des Bösen gebrochen wird,
dass die Zerstörung der Schöpfung aufhört,
dass alle, die aus Habgier und Dummheit,
aus Machtstreben und Forschungsdrang
Leben gefährden,
von ihrem Irrweg abgebracht werden;
wir bitten dich um Mut und Phantasie,
dass wir nach Alternativen suchen,
dass wir selber von Umkehr nicht nur reden,
sondern tatkräftig mit der Änderung unseres Lebens beginnen.
Weil du ein gnädiger und ein mächtiger Gott bist,
bitten wir demütig um dein Erbarmen:
für alle Männer und Frauen,
die schwierige Entscheidungen treffen müssen,
an den Schaltstellen der Macht,
in Wirtschaft und Gerichten,
an den Hochschulen und in den Medien;
lass sie alle dem Frieden und der Wahrheit
und der Gerechtigkeit dienen,
dass ihre und aller Menschen Arbeit das Leben befördert.
Wir bitten dich auch für alle,
die dein Wort verkündigen,
die deine Schöpfung verteidigen,
dass sie im Kampf wachsam
und im Leiden menschlich bleiben.
Wir bitten dich für uns alle,
dass wir kritisch bleiben in aller Versuchung,
dass wir nicht selbstgerecht werden
gegenüber den anderen,
dass wir nicht zynisch werden
in unserer Enttäuschung,
dass wir ohne Selbstmitleid leben,
auf dieser wunderbaren Erde,
in der Hoffnung auf dein herrliches Reich.
In aller Not rufen wir dich um Hilfe.
In allem Glück danken wir für deinen Segen.
Mit jedem Atemzug loben wir
deinen herrlichen Namen,
dich, den ewigen und allmächtigen Gott,
den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.
Amen.

Vater unser im Himmel…

„Der Herr segne Dich und behüte Dich, der Herr lasse leuchten sein Angesicht über Dir, der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und schenke Dir Frieden.“

B. Pechmann