Von September 2019 – Januar 2020 haben wir in der Bugenhagen-Gemeinde eine anonyme Umfrage zum Thema Gottesdienst durchgeführt um herauszufinden, was den Kirchgängern – ob regelmäßig, ob selten, ob selten aber regelmäßig – dabei wichtig ist. Diese Aktion entsprang einem Ehrenamt-Stammtisch, aus dem mittlerweile der Ableger „Gottesdienst-Werkstatt“ erwachsen ist. Wie alle Kreise der Gemeinde ruhen auch diese im Moment Corona-bedingt, aber hier sollen nun die wesentlichen Elemente der Umfrage, nach einer ersten Präsentation bei der Gemeindeversammlung im Februar, wie angekündigt auch im Gemeindebrief vorgestellt werden.
Es haben sich erfreulicherweise 136 Personen beteiligt; dabei waren 5 Fragebögen leider nicht auswertbar und 14 weitere Personen haben keine Angabe zu ihrem Alter gemacht. Die übrigen Bögen zeigen aber, dass von Kindern bis Senioren aus allen Altersgruppen Wortmeldungen erfolgt sind, wenn auch nicht gleichermaßen (s. Abbildung 1). Dreiviertel der Teilnehmenden gehört der Bugenhagen-Gemeinde an, 15% einer anderen evangelischen Gemeinde.
Unter den besonderen Anlässen, an denen der Gottesdienst nur unter außergewöhnlichen Umständen versäumt wird, liegt Weihnachten mit 90% an der Spitze, gefolgt vom Gemeindefest (66%) und Ostersonntag (60%).
45% der Umfrage-Teilnehmer sind häufige Kirchgänger; sie besuchen den „normalen“ Gottesdienst fast immer (17%) oder mindestens doch einmal im Monat. Die übrigen kommen je zur Hälfte mindestens viermal im Jahr oder aber seltener (1-3mal im Jahr). Warum machen sie alle sich auf zum Gottesdienst? Unter den vorgegebenen Antworten wurden am häufigsten als Hauptgrund genannt „ich suche Ruhe und Einkehr“, gefolgt von „ich möchte biblische Worte, die frohe Botschaft hören“ und „ich treffe gerne andere Konfis bzw. andere Menschen aus der Gemeinde“. Vielen Menschen ist auch das Singen im Gottesdienst besonders wichtig – darunter auch diejenigen, die den Gottesdienst als Mitwirkende im Chor bereichern und für die das teilweise auch der Hauptgrund ihres Gottesdienstbesuches ist. Bei der Frage, was gesungen werden soll, ist die Antwort der Umfrageteilnehmer eindeutig: die übergroße Mehrheit möchte moderne Lieder, z.B. aus den „Freitönen“, ebenso im Gottesdienst singen wie traditionelle Lieder aus dem Gesangbuch.
Es wurde auch nach der optimalen Dauer des Gottesdienstes und der Predigt gefragt. Hier besteht einigermaßen Einigkeit, dass eine knappe Stunde für den Gottesdienst und max. 12 Minuten für die Predigt gut sind. Die regelmäßigen Kirchgänger können sich jeweils etwas längere Zeiträume vorstellen als die seltenen. Überhaupt, muss es immer eine Predigt im Gottesdienst geben? Bei der Frage, was in einem evangelischen Gottesdienst unbedingt dazugehört, liegt die Predigt nach dem gemeinsam gesprochenen Vater Unser und dem Segen immerhin auf Platz 3, dicht gefolgt von Glaubensbekenntnis und dem Fürbittengebet. Danach werden Orgelvorspiel, biblische Lesungen und „Zeit der Ruhe und Stille“ genannt. Allerdings sagen zu allen vorgeschlagenen Elemente auch immer einige Menschen „mir wäre der Gottesdienst lieber ohne dies“. Mit Skepsis oder Unsicherheit begegnen viele insbesondere dem Bereich der Liturgie. Das Psalmgebet rangiert im Durchschnitt auf dem letzten Platz – ist aber gleichzeitig auch vielen Menschen besonders wichtig. Das ist ein Beispiel dafür, in welchem Spannungsfeld sich die Erwartungen an „den“ Gemeindegottesdienst bewegen.
Was machen wir nun daraus? Die Corona-Krise hat uns gezeigt, dass wir die ganz grundsätzlichen Fragen zum Gottesdienst überhaupt nicht gestellt haben, da wir sie als selbstverständlich vorausgesetzt haben:
JA wir möchten Gottesdienst feiern, in unserer Kirche – egal wie!
JA wir möchten singen – egal was!
JA wir möchten Gottes Wort hören – egal wo!
Wir möchten Konfirmationen erleben! Wir möchten uns begegnen – möglichst ohne Mundschutz und Abstand. Wir möchten nach dem Gottesdienst noch zusammenbleiben können zum Kaffeetrinken und Gespräch.
Wir hoffen, dass all dies schon bald wieder möglich sein wird, zusammen mit dem Austausch über die Gestalt des Gottesdienstes in der Bugenhagen-Gemeinde. Dank an alle Umfrage-Mitwirkenden und bleibt, bleiben Sie beteiligt!
Wenn Sie es genauer wissen möchten: eine detaillierte Auswertung findet sich hier und liegt in der Kirche und im Gemeindehaus aus. Hier sind auch alle Freitext-Äußerungen zu lesen, die einen breiten Eindruck von dem Gemeinde- und Gottesdiensterleben geben.
Sabine Kafert-Kasting