Zum Sonntag Quasimodogeniti – Gottesdienst am Küchentisch

Liebe Bugenhagengemeinde,

wir befinden uns wohl alle in diesen Tagen in einer besonderen Situation,
die besondere Maßnahmen erfordert. Die Ausbreitung des COVID 19-Virus legt weite Teile unseres gesellschaftlichen Lebens lahm. Wir sind angehalten, Sozialkontakte auf ein Minimum zu reduzieren.
Unsere Kirchengemeinde hat alle Gottesdienste, Veranstaltungen und Besuche abgesagt. Vielleicht haben aber auch Sie gerade in diesen Tagen das Bedürfnis nach Austausch, nach einem guten Wort, nach einem Gebet?

Sie können gerne zu einem Gebet von montags bis sonntags von 15-17 Uhr unsere geöffnete Kirche besuchen. Ich lade Sie herzlich zu einem gemeinsamen Gottesdienst ein! In anderer Form als gewohnt. An einem anderen Ort als in unserer Kirche. Dort eben, wo Sie leben und diese besonderen Tage verbringen: In Ihrem Zuhause. Und doch gemeinsam mit anderen! Verbunden im Geist. Alles, was Sie brauchen haben Sie: Eine Kerze, diesen Brief und ein paar Minuten Zeit, vielleicht sogar am Sonntag um 10 Uhr.

Ein kleiner Gottesdienst – zu Hause und doch nicht allein

Kerze entzünden

Stille

Eingangsworte
Ich bin hier. Allein. Und doch durch Gottes Geist verbunden mit anderen.
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unser Anfang und unsere Hilfe stehen im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Der seinen Bund und seine Treue hält ewiglich.
Und der niemals loslässt ein Werk seiner Hände. Amen

Gebet
Gott. Da bin ich. Allein. Und doch nicht allein: Du bist hier.
Andere beten auch zu Dir. Genau jetzt. Das verbindet uns. Miteinander. Und mit Dir.
Du bist eben nicht an bestimmte Orte gebunden. Du bist da, wo ich bin.
Ich leg Dir heute Morgen alles hin, was ist. Und es ist so viel.

Stille
Ich bitte Dich, Gott: Behüte, was wir liebhaben. Das Leben. Und unsere Lieben. Amen

Psalm 121
1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
2 Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.
3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.
4 Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.
5 Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.
7 Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.
8 Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit! Amen

Impuls zum 19.4.2020  – Quasimodogeniti – so heißt dieser Sonntag.

…wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. (Mt 18,3)

Quasimodogeniti: Auch Kinder haben es nicht leicht in diesen Corona-Zeiten. Sie dürfen nicht auf den Spielplatz, dürfen nicht mit allen Freunden spielen, dürfen die Großeltern nur per Skype oder am Telefon „besuchen“, das ist schwer für alle. Doch Kinder erhalten sich auch in diesen Zeiten etwas, was ganz wertvoll ist: Vertrauen. Kinder turnen gerne auf Geländern, Zäunen…. Und wenn dann jemand Vertrautes ruft: „Ich fange Dich auf“, dann „stürzen“ sie sich in die Tiefe, denn sie wissen, der oder die fangen mich sicher auf! Das zeugt von großem, tiefem Vertrauen, ganz wunderbar. Solches Vertrauen dürfen wir auch auf Gottes Hilfe haben, er fängt uns auf, bei Gott sind wir sicher! Werden wie die Kinder, spüren wir solches Vertrauen zu Gott, auch in diesen Zeiten, das Ihnen das gelingt, wünsche ich Ihnen!

Dazu die bekannte kleine Geschichte:

Hoch über dem Marktplatz einer kleinen Stadt hatte ein Seiltänzer sein Seil gespannt und machte dort oben unter den staunenden Blicken vieler Zuschauer seine gefährlichen Kunststücke.

Glaubt ihr, dass ich da auf diesem Seil rübergehen kann?”, fragte er in die Menge.
“Ja, wir glauben es” riefen die Menschen und schauten dem lebensgefährlichen Unternehmen gespannt zu. Und so ging er in luftiger Höhe mehrmals über das gespannte Seil.

Gegen Ende der Vorstellung holte er eine Schubkarre hervor und fragte die Anwesenden: “Glaubt ihr, dass ich auch mit diesem Schubkarren rüberkomme?”
“Ja, wir glauben es, du schaffst es!” schrien die Zuschauer begeistert.
Und tatsächlich kam er mitsamt Schubkarren am anderen Ende an, und die Menschen waren begeistert.

Dann fragte der Seiltänzer die Zuschauer: “Wer will sich in die Schubkarre setzen, damit ich ihn dann über das Seil schiebe? Da wurden die Mienen der Zuschauer ängstlich. Nein, dazu hatten sie keinen Mut! Nein, keiner traute sich das.

Plötzlich meldete sich ein Junge. “Ich setze mich in die Karre”, rief er, kletterte hinauf, und unter dem gespannten Schweigen der Menge schob der Mann das Kind über das Seil. Als er am anderen Ende ankam, waren alle außer sich vor Begeisterung und klatschten begeistert Beifall.

Einer aber fragte den Jungen: “Sag, hattest du keine Angst da oben?”
“Oh nein”, lachte der, “der mich über das Seil schob, ist ja mein Vater!“

Vaterunsergebet

Vaterunser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe – wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segensbitte

Gott segne uns und behüte uns.

Gott lasse leuchten sein Angesicht über uns und sei uns gnädig.

Gott erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns Frieden. Amen

Stille.

Kerze auspusten

Ich grüße Sie herzlich in diesen außergewöhnlichen Tagen und wünsche Ihnen Gesundheit und Gottes Segen.

Ihre Pastorin Ute Neveling-Wienkamp